Pfarrgemeinderat Hengersberg und Katholische Erwachsenenbildung luden vergangenen Mittwoch zum Vortrag ‚Des hod scho da Mühlhiasl gsogt‘ ein. Anhand der allgemein gut bekannten Texte erläuterte der Referent Bernhard Suttner aus Windberg die Themen Zukunftsschau, Hellseherei, Wahrsagerei und Prophezeiungen. Dabei war es Herrn Suttner ein Anliegen, Ängste vor den unheilverkündenden Vorhersagen abzubauen und vor Missbrauch derselben zu warnen. 58 Zuhörer verfolgten sehr interessiert die — als Denkanstöße gedachten — Ausführungen des Referenten.
Dass es die Person des Mühlhiasl tatsächlich gegeben hat, ist nicht zu belegen. Der vermutlich 1753 in Hunderdorf bei Straubing geborene Matthäus Lang sei es gewesen, meinen manche. Andere verorten den ‚Waldpropheten’ im Raum Zwiesel. Beweise für sein Leben gibt es nicht. Die mündlich überlieferten und von Pfarrer Landstorfer gesammelten Prophezeiungen wurden erstmals 1923 vom Straubinger Tagblatt veröffentlicht. Dies fiel in die Zeit der großen Weltwirtschaftskrise nach dem ersten Weltkrieg und nährte die damalige pessimistische Stimmung.
Der Referent (und mit ihm auch andere) neigen folgender Deutung zur Entstehung der Prophezeiungen zu:
Im einfachen Volk verbreitet sich im 19. Jahrhundert vielfach Zukunftspessimismus aufgrund verschiedener verstörender Ereignisse in der Welt. So ist das Waldsterben kein Phänomen der Neuzeit. Schon früher sah der Hochwald aus „‚wia an Bettelmann sein Rock‘. Grund war der immens hohe Holzverbrauch durch die Glashütten. Diese und andere Beobachtungen, wie z. B. erste Flugversuche durch Menschen oder das erste Dampfschiff auf der Donau, wurden durch Hausierer auch in entlegene Orte verbreitet und sorgten vielfach für Verunsicherung, sogar Angst in der ländlichen Bevölkerung. So entstanden und verbreiteten sich nach Meinung von Wissenschaftlern wie Professor R. Haller die Prophezeiungen, die dem Mühlhiasl zugeschrieben wurden.
Herr Suttner warnte in seinem Vortrag vor den großen Gefahren der Prophetie, auch Hellseherei oder Wahrsagerei genannt. Insbesondere negativ behaftete Voraussagen führen oft zu der wissenschaftlich vielfach belegten ‚self fulfilling prophecy‘ (sich selbst erfüllende Prophezeiung): Erwiesenermaßen gesunde Menschen starben an einer Krankheit, die ihnen vorhergesagt wurde, Ehen scheiterten, weil große Probleme prophezeit wurden.
Der Referent regt an, sich stattdessen mit der biblischen Prophetie zu beschäftigen. Diese will den Untergang aufhalten, will, dass Menschen sich ändern oder ihre (Um-) Welt verbessern.
Die entscheidende Frage für einen Christen am Ende seines Lebens ist nach Meinung des Referenten: Was hast du getan? Hast du Nackte bekleidet, Traurige getröstet usw. (Matthäusevangelium)?
Herrn Suttner gelang es mit seinen persönlich und ausgleichend formulierten Darlegungen, seine Zuhörer zum Nachdenken zu bringen.
Der eine oder die andere haben möglicherweise eine andere Sichtweise auf unheilverkündende Prophezeiungen bekommen und können die Meinung des Vortragenden nachvollziehen. Die Vorhersagungen des Mühlhiasl sind eventuell einfach Ausdruck von Ängsten und Sorgen der damaligen Bevölkerung gewesen.
-Text: Christine Kremheller, Bild: LM