,Zielgerichtet schenken und vererben‘ - Vortrag von Notarin Bomhard in Hengersberg

Hengersberg Pfarrverband am 14.04.2024

240410 Bericht Zielgerichtet

Der Pfarr­ge­mein­de­rat Hen­gers­berg lud in Zusam­men­ar­beit mit der Katho­li­schen Erwach­se­nen­bil­dung im Land­kreis Deg­gen­dorf (KEB) zum Vor­trag mit dem The­ma Ziel­ge­rich­tet schen­ken und ver­er­ben‘ ein. Dass das The­ma größ­tes Inter­es­se fin­det, zeig­ten die ca. 120 Besu­cher.
Frau Nina Bom­hard, seit 2021 Nota­rin in Hen­gers­berg, zeig­te in ihrem kla­ren, fun­dier­ten Vor­trag in vier Säu­len’ die wich­tigs­ten Aspek­te der Ver­mö­gens­nach­fol­ge auf. Damit die Zuhö­rer dem kom­ple­xen The­ma bes­ser fol­gen konn­ten, unter­stütz­te die Refe­ren­tin ihre Aus­füh­run­gen mit einer Prä­sen­ta­ti­on sowie einem zusam­men­fas­sen­den Geheft, das die Zuhö­rer kos­ten­los mit nach Hau­se neh­men konn­ten.
Die ers­te Säu­le, die leb­zei­ti­ge Über­tra­gung und vor­weg­ge­nom­me­ne Erb­fol­ge, ist vie­len als Schen­kung bekannt. Für die­se Über­ga­be mit war­mer Hand‘ gibt es eini­ge Vor­tei­le, nicht zuletzt steu­er­li­cher Art. Jedoch bestehen auch Gefah­ren, die durch eine aus­ge­wo­ge­ne Ver­trags­ge­stal­tung zu ver­mei­den sind.
Ins­be­son­de­re kann sich der Schen­ken­de absi­chern durch Ein­tra­gung eines Woh­nungs­rechts, den sog. Nieß­brauch oder eine Geld­ren­te.
Wenn auch nicht ein­fach, gibt es doch in gra­vie­ren­den Fäl­len auch die Mög­lich­keit einer Rück­for­de­rung.
Grund­sätz­lich kann jeder sein Ver­mö­gen frei ver­er­ben oder ver­schen­ken, begrenzt wird die­se Frei­heit aber durch das Pflicht­teils­recht von Kin­dern, Ehe- oder ein­ge­tra­ge­nen Lebens­part­nern oder der eige­nen Eltern.
Auf­grund der Kom­ple­xi­tät der gesetz­li­chen Rege­lun­gen und Mög­lich­kei­ten rät Frau Bom­hard zu fach­li­cher Bera­tung, ins­be­son­de­re wenn Immo­bi­li­en vor­han­den sind oder die Fami­li­en­kon­stel­la­ti­on von der klas­si­schen Kern­fa­mi­lie abweicht.
Um den Frie­den unter den Nach­kom­men oder Erben zu wah­ren, wäre es von Vor­teil, wenn alle Fami­li­en­mit­glie­der in den Pro­zess und die Ent­schei­dungs­fin­dung ein­be­zo­gen wür­den und sich damit ein­ver­stan­den erklä­ren.

Die zwei­te Säu­le, die Ver­fü­gun­gen von Todes wegen, ist all­ge­mein unter dem Begriff Tes­ta­ment bekannt.
Wer erbt und was ver­erbt wird, kann der Erb­las­ser — abge­se­hen vom Pflicht­teil — indi­vi­du­ell und per­sön­lich bestim­men. Eine Ver­fü­gung von Todes wegen kann Streit ver­mei­den, Steu­ern spa­ren, Wer­te ret­ten und Gutes tun.
Grund­sätz­lich ist ein voll­stän­dig hand­ge­schrie­be­nes Tes­ta­ment recht­lich gül­tig, sofern die­ses ein­fach und klar for­mu­liert und gut les­bar sowie mit Ort, Datum und Unter­schrift ver­se­hen ist.
Den­noch gibt es eini­ge Vor­tei­le einer nota­ri­el­len Ver­fü­gung von Todes wegen, nicht zuletzt des­we­gen, weil die­se den Erb­schein ersetzt, wel­cher mit erheb­lich höhe­ren Kos­ten ver­bun­den ist.

Die drit­te Säu­le betrifft die Vor­sor­ge­voll­macht, Betreu­ungs­ver­fü­gung und Pati­en­ten­ver­fü­gung. Die­se wich­ti­ge The­ma­tik wird häu­fig im Rah­men sepa­ra­ter Vor­trä­ge erläu­tert. Frau Bom­hard emp­fiehlt, sich gege­be­nen­falls ärzt­lich und anwalt­lich oder nota­ri­ell bera­ten zu las­sen.

Bei der vier­ten Säu­le han­delt es sich um Ver­trä­ge zuguns­ten Drit­ter auf den Todes­fall, z. B. Lebens­ver­si­che­run­gen mit Bezugs­be­rech­ti­gung. Dabei gilt fol­gen­de Regel:
Ist der Bezugs­be­rech­tig­te benannt, han­delt es sich um einen leb­zei­ti­gen Erwerb, d. h. der Ver­trag zählt nicht zur Erb­mas­se. Soll­te kein Bezie­her genannt sein, fällt der Erlös aus den Ver­trä­gen an die Erben.

Als Zusam­men­fas­sung hob die Nota­rin her­aus:
Die Schen­kung mit war­mer Hand‘ kann Vor­tei­le haben. Vie­le die­ser Vor­tei­le grei­fen nach zehn Jah­ren (Steu­er, Sozi­al­hil­fe, Pflicht­teils­an­sprü­che); recht­zei­tig schen­ken lohnt sich in vie­len Fäl­len.
ABER: Obi­ge Grün­de sol­len kein Grund für die Ent­schei­dung zur Schen­kung sein — man sel­ber und der Beschenk­te soll­te dazu bereit und geeig­net sein!
Im Ein­zel­fall kann das Ver­er­ben sinn­vol­ler und fle­xi­bler sein als das Ver­schen­ken. Auch aus die­sem Grund zählt die indi­vi­du­el­le Bera­tung.
Frau Bom­hard beton­te, dass der Vor­trag ledig­lich in das The­ma ein­füh­ren soll, für den Inhalt trotz größ­ter Sorg­falt kei­ne Haf­tung über­nom­men wird und jeder Ein­zel­fall einer indi­vi­du­el­len recht­li­chen Prü­fung bedarf

Dies zu beto­nen war auch Chris­ti­ne Krem­hel­ler, der Bil­dungs­be­auf­trag­ten der Pfar­rei Hen­gers­berg, ein Anlie­gen. Ein­zel­ne, indi­vi­du­el­le Fra­gen und Pro­ble­me kön­nen nicht Gegen­stand einer sol­chen Ver­an­stal­tung sein, son­dern müs­sen in per­sön­li­cher Bera­tung mit einem Notar bespro­chen wer­den.
Umso mehr bedank­te sich Frau Krem­hel­ler für die Zeit und Mühe, die Nota­rin Nina Bom­hard unent­gelt­lich auf­ge­wen­det hat, um einen Ein­blick in die schwie­ri­ge, aber sehr wich­ti­ge Mate­rie zu geben. Die Bil­dungs­be­auf­trag­te über­gab der Refe­ren­tin als Dan­ke­schön fair gehan­del­te Scho­ko­la­de und einen Gut­schein aus dem Welt­la­den Hengersberg.

Über eine Wie­der­ho­lung des Abends wird nachgedacht!

Chris­ti­ne Krem­hel­ler, Bil­dungs­be­auf­trag­te der Pfar­rei Hengersberg

240410 Bericht Zielgerichtet

Refe­ren­tin Nota­rin Nina Bom­hard, Foto Josef Kremheller.

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