Christine Kremheller, Bildungsbeauftragte der Pfarrei Hengersberg, begrüßte im Pfarrheim vor knapp 50 Zuhörern den Referenten des Abends, Manfred Ketzer, der vor 15 Jahren eine Nahtoderfahrung hatte, über die er im Rahmen seines Vortrages berichtete.
‚Niemand kennt den Tod und niemand weiß, ob er nicht das größte Geschenk ist’ — diesen Satz des griechischen Philosophen Sokrates reflektierte der studierte Erwachsenenbildner in seinem Vortrag.
Manfred Ketzer war nur kurze Zeit in der Erwachsenenbildung tätig. Es folgte ein sehr stressiges, wenn auch erfülltes Berufsleben in der Gastronomie. Im Jahr 2009 erlitt er einen schweren Herzinfarkt und lag für eine Woche im künstlichen Koma.
In dieser Zeit, in der sein Körper nicht mehr funktionierte, hatte er eine Nahtoderfahrung.
Er erinnert sich noch, wer alles im Raum war und beobachtete als Zuschauer, was mit ihm gemacht wurde. ‚Mein Körper interessierte mich nicht, ich war weder schockiert noch hatte ich Angst’, so der Referent. In dieser Phase des Nahtodes fühlte er sich unbeschwert, ein warmer Nebel umgab ihn. Er sah keinen Film vor sich ablaufen, sondern Lebensbilder mit ambivalenten Situationen. ‚Es war ein wunderbares Gefühl, völlig schmerzfrei. Ich war mit mir und der Welt um mich herum völlig im Reinen‘, erzählte Manfred Ketzer.
Schmerzhaft war dagegen die Rückkehr, worüber er an diesem Abend nicht sprach.
Ob eine Nahtoderfahrung ein Beweis für das ewige Leben ist — diese Frage kann der Referent nicht beantworten, weil er nicht weiß, wie lange dieser Zustand dann anhält, ob das nur eine Übergangsphase ist oder… Er weiß, dass es Nahtoderfahrungen gibt, dass Menschen sie haben — genauso wie wir Träume haben. Das ist nicht zu leugnen. Es gibt eine Datenbank, in der zigtausende Menschen ihre Erlebnisse hierzu dokumentieren. Warum es Nahtoderfahrungen gibt und was dabei im Körper passiert, darüber gibt es noch keine endgültige Erkenntnis. Die medizinischen bzw. wissenschaftlichen Erklärungen dafür interessieren Herrn Ketzer auch wenig. Wenn man mit Menschen spricht, die eine Nahtoderfahrung gemacht haben, dann interpretieren sie das Erlebte immer sehr persönlich, sagt er.
In der Reflexion seiner Erfahrung vor 15 Jahren fühlt Herr Ketzer sich aus verschiedenen Gründen reich beschenkt. Zum einen ist er dankbar, geheilt worden zu sein. Er hat für sich festgestellt, dass sich Werte verändern und er inzwischen mehr im Hier und Jetzt lebt. Er ist heute dankbar, diese Erfahrung gemacht zu haben, die ihn zufriedener und zuversichtlicher gemacht hat. Er bewertet viele Dinge und Situationen anders, positiver als früher. Er kann sich freuen wie ein Kind über manches. Und schließlich hat er keine Angst mehr vor dem Sterben. Mehr Angst hat er davor, geliebte Menschen zurückzulassen.
Der Referent schloss mit einem Appell an die Gäste: ‚Holt die positiven Sachen raus, wir brauchen sie momentan so dringend. Seid achtsam mit Menschen und Dingen, die einem gut tun!‘
Zur Ansicht lagen Fotos zur Illustration sowie einige Bücher zum Thema aus, die Herr Ketzer gut findet.
Fragen aus dem Publikum und kurze, aber intensive Gespräche zeigten, wie sehr die Zuhörer vom Thema und dem offenen Umgang Herrn Ketzers mit seiner Nahtoderfahrung berührt waren.
Christine Kremheller bedankte sich mit herzgesunder, dunkler Schokolade und Tee aus dem Eine Welt-Laden Hengersberg bei Manfred Ketzer für seine bewegende, persönliche Schilderung.
Christine Kremheller, Bildungsbeauftragte der Pfarrei Hengersberg
