Vorträge

Wie bereite ich mich auf den Medizinschen Dienst vor?

Hengersberg Pfarrverband am 27.02.2025

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Frau Anna Ber­lin­ger von der Gemein­de­ca­ri­tas sprach auf Ein­la­dung durch den Pfarr­ge­mein­de­rat Hen­gers­berg in Koope­ra­ti­on mit der Katho­li­schen Erwach­se­nen­bil­dung (KEB) zum The­ma Begut­ach­tung durch den Medi­zi­ni­schen Dienst‘. Die­ser Vor­trag schloss sich an den ers­ten Teil im ver­gan­ge­nen Sep­tem­ber rund um das The­ma Pfle­ge‘ an.

Zunächst beton­te die Refe­ren­tin, dass Leis­tun­gen aus der Pfle­ge­ver­si­che­rung nur Per­so­nen zuste­hen, die min­des­tens zwei Jah­re in der Pfle­ge­kas­se (= Kran­ken­kas­se) selbst oder fami­li­en­ver­si­chert waren. Pfle­ge­be­dürf­tig­keit liegt dabei vor, wenn der Antrag­stel­ler kör­per­li­che, geis­ti­ge oder psy­chi­sche Belas­tun­gen nicht selbst­stän­dig aus­glei­chen kann und die Beein­träch­ti­gung min­des­tens sechs Mona­te lang vor­liegt, d. h. von Dau­er ist.
Dabei kann die­se plötz­lich ein­tre­ten, z. B. durch Unfall oder aku­te Erkran­kung, auch bei Kin­dern schon ab Geburt durch Behin­de­rung oder schwe­re Krank­heit, aber natür­lich häu­fig auch lang­sa­mer alters­be­dingt und/​oder durch chro­ni­sche Erkran­kun­gen.
Frau Ber­lin­ger emp­fiehlt zur Antrag­stel­lung einen Anruf bei der Pfle­ge­kas­se, denn ab dem Tag die­ses Anrufs wer­den bei posi­ti­vem Bescheid auch Leis­tun­gen gezahlt.
Der Medi­zi­ni­sche Dienst (MD) Bay­ern wird mit der Begut­ach­tung beauf­tragt und die Pfle­ge­kas­se trifft anschlie­ßend die Ent­schei­dung ana­log des Gut­ach­tens.
Anhand eines gut aus­ge­ar­bei­te­ten Gehefts erklär­te die Refe­ren­tin die sechs Modu­le, die (unter­schied­lich gewich­tet) beim Besuch des MD betrach­tet wer­den. Zu die­sem Besuch emp­fiehlt Frau Ber­lin­ger drin­gend, dass der Pfle­gen­de anwe­send sein soll­te. Die Pfle­ge­be­dürf­ti­gen nei­gen häu­fig dazu, ihre Situa­ti­on zu ver­harm­lo­sen bzw. viel bes­ser dar­zu­stel­len, als sie ist. Von einer tele­fo­ni­schen Begut­ach­tung rät sie abso­lut ab, und jeder hat auch Anspruch auf einen per­sön­li­chen Besuch, wie übri­gens auch vor der eigent­li­chen Begut­ach­tung des MD auf einen Besuch durch Pfle­ge­be­ra­ter der eige­nen Kran­ken­kas­se. Dies soll­te man wahr­neh­men im Sin­ne einer opti­ma­len Bera­tung und spä­te­rer zufrie­den stel­len­der Entscheidung.

Die Modu­le, die beim Besuch abge­fragt wer­den, sind 1. Mobi­li­tät (Gewich­tung 10 Pro­zent), 2. Kogni­ti­ve und kom­mu­ni­ka­ti­ve Fähig­kei­ten (15%), 3. Ver­hal­tens­wei­sen und psy­chi­sche Pro­blem­la­gen (15%), 4. Selbst­ver­sor­gung (40%), 5. Bewäl­ti­gung von und selbst­stän­di­ger Umgang mit krank­heits- und the­ra­pie­be­ding­ten Anfor­de­run­gen und Belas­tun­gen (20%) sowie 6. Gestal­tung des All­tags­le­bens und sozia­ler Kon­tak­te (15%).

Wich­tig zu wis­sen — und für man­che unver­ständ­lich — ist, dass die Berei­che Außer­häus­li­che Akti­vi­tä­ten‘ sowie Haus­halts­füh­rung‘ nicht in die Berech­nung ein­flie­ßen… die­se wer­den nur betrach­tet, um Hil­fen auf­zei­gen und bes­ser pla­nen zu können.

Die Refe­ren­tin fass­te zusam­men, dass nur die Ein­schrän­kung der Selbst­stän­dig­keit in obig genann­ten Berei­chen den Aus­schlag über die Ein­stu­fung in einen der fünf Pfle­ge­gra­de gibt. Wer z. B. trotz schwe­rer Krebs­er­kran­kung kei­ner oder gerin­ger Ein­schrän­kung unter­liegt, hat kei­nen Anspruch auf Pfle­ge­leis­tun­gen. Dies kön­nen übri­gens Geld- oder Sach­leis­tun­gen sein.

Am Ende ihres sehr inter­es­san­ten, trotz des durch­aus schwe­ren The­mas kurz­wei­lig, leicht und mit Anek­do­ten gespick­ten Vor­trags gab Frau Ber­lin­ger noch ein paar wich­ti­ge Tipps:

- NIE­MALS den Pfle­ge­be­dürf­ti­gen das Gespräch allein füh­ren las­sen
- die Pfle­ge­per­son führt das Gespräch
- ALLE Fra­gen beant­wor­ten
- gefragt ist die schlech­tes­te Situa­ti­on, nicht die bes­te… der Pfle­ge­be­dürf­ti­ge muss kei­ne Prü­fung bestehen
- auch unan­ge­neh­me Din­ge anspre­chen, kei­ne Scheu vor inti­men Details
- Befun­de, Arzt­brie­fe, Hilfs­mit­tel, Medi­ka­men­te usw. vor­be­rei­ten
- am bes­ten vor­her schon ein Pfle­ge­ta­ge­buch über Art und Dau­er der Pfle­ge füh­ren
- den Pati­en­ten auf das Gespräch vor­be­rei­ten und ihm ver­deut­li­chen, dass er ehr­lich über sei­ne Ein­schrän­kun­gen spre­chen muss, evtl. vor­her üben‘.

Im Anschluss infor­mier­te die Refe­ren­tin über die Fach­stel­le für pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge, bei der man sich Hil­fe und Bera­tung holen kann. Die Ansprech­part­ne­rin ist Frau Eva-Maria Andor­fer von der Cari­tas in Deg­gen­dorf. Im Inter­net, per Mail (andorfer@​caritas-​deggendorf.​de) oder tele­fo­nisch (0991÷389714÷−35) kann man um Rat fra­gen oder einen per­sön­li­chen Ter­min vereinbaren.

Zum Schluss bedank­te sich die Bil­dungs­be­auf­trag­te der Pfar­rei Hen­gers­berg, Frau Chris­ti­ne Krem­hel­ler, sehr herz­lich für den per­fekt aus­ge­ar­bei­te­ten, mensch­lich und per­sön­lich anspre­chen­den Vor­trag mit einem klei­nen Geschenk. Die mehr als 20 Besu­cher, deren Fra­gen im Lau­fe des Abends sehr gut beant­wor­tet wur­den, dank­ten mit gro­ßem Applaus.

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