Adventliches Mysterienspiel in der Frauenbergkirche begeistert die Besucher
Unter dem Titel: „Sein Name wird sein: Gott mit uns!“ fand in der Frauenbergkirche ein beeindruckendes adventliches Mysterienspiel statt, das die Besucher in eine tiefgehende und meditative Auseinandersetzung mit der biblischen Stammbaumgeschichte Jesu führte. Das Stück, das unter der Regie von Andrea Wirth mit einer Gruppe biblischer Erzähler und Erzählerinnen eingeübt und vom Kirchenchor Hengersberg mit Bernhard Falk musikalisch begleitet wurde, fand großen Anklang bei den zahlreichen Gästen.
„Wer einen Stammbaum erstellt, fragt nach seiner Herkunft, seinem Erbe, seinen Wurzeln“, begrüßte Andrea Wirth das Publikum. Mit diesen Worten stellte sie das zentrale Thema des Spiels vor – die Frage nach den Ursprüngen des Glaubens an Jesus Christus. Der Evangelist Matthäus (Julia Gsödl) beginnt sein Evangelium mit einem langen Stammbaum, der Jesus als den verheißenen Messias zeigt, der aus der Linie von Abraham (dargestellt von Peter Abart) und David stammt. Doch was passiert mit den Figuren, die nicht in diesen „geordneten“ Stammbaum passen? Was ist mit den Fremden, den Frauen und den Menschen, die nicht aus dem jüdischen Geschlecht stammen?
In Gertrud Wimmers Mysterienspiel kommen genau diese außergewöhnlichen Personen zu Wort. Die Geschichte entfaltet sich durch die Erzählungen von vier Frauen aus dem Alten Testament, deren Schicksale Teil des Stammbaums Jesu sind – und die für ihre außergewöhnlichen Taten und Entscheidungen bekannt wurden.
Tamar, Rahab, Ruth und Batseba
Die erste dieser Frauen ist Tamar (gespielt von Irene Stock), die ihren Schwiegervater überlistet und auf diese Weise Mutter des Perez wird. Es folgt Rahab (Andrea Bernreiter), eine Dirne aus Jericho, die sich gegen ihr eigenes Volk stellt und den Israeliten hilft, wodurch sie selbst gerettet wird. Rahab ist die Mutter des Salmon. Als nächstes tritt Ruth (Claudia Bauriedl) auf, eine Moabiterin, die nach Israel zieht, um ihrer Schwiegermutter Noomi beizustehen, und durch ihre Heirat mit Boas die Mutter des Obed wird. Schließlich wird die Geschichte von Batseba (Brigitte Eichinger) erzählt, die mit König David (Florian Spann) einen Ehebruch beging, doch später durch seine Reue zur Mutter von Salomo wird.
Diese Geschichten von Frauen, die in den Augen ihrer Zeit Außenseiter waren, fügen sich zu einer Botschaft zusammen: „Was gering ist in dieser Welt, hat Gott erwählt, um zu beschämen, was groß ist“, so lautet das zentrale Motto des Spiels. Der Engel (Corina Wandinger) verkündet: „Eure krummen Wege mache ich gerade.“ Der meditative Tanz, der die Geschichten der Frauen begleitet, bringt diese Botschaft auf eindrucksvolle Weise zum Ausdruck – das Einzelne, Verstreute kann sich zu einem sinnvollen Ganzen vereinen.
Prophet Jesaja und die Verheißung des „Immanuel“
Der zweite Teil des Spiels widmet sich der Prophezeiung des Jesaja (Andrea Wirth), der den König Ahas (Florian Kandler) vor einer drohenden Belagerung durch fremde Könige in seinem Vertrauen auf Gott bestärken will. Ahas, ängstlich und kleingläubig, will den Ewigen nicht auf die Probe stellen, doch Jesaja verkündet ihm das Zeichen Gottes: „Seht, die junge Frau wird schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen, und sie wird ihm den Namen Immanuel geben – Gott ist mit uns!“
Diese verheißene Botschaft wird von Carl Orffs Lied „Tauet ihr Himmel, fern aus den Höhen, regnet ihr Wolken“ kraftvoll von Chor und Instrumentalisten eingeleitet und leitet die Erzählung auf die letzte, entscheidende Etappe hin.
Die Erfüllung der Verheißung
Im letzten Teil des Spiels tritt Josef (Max Aigner) auf, der Verlobte Marias. Während Maria (Doris Rauch) die Figuren des Alten Testaments umarmt, erzählt Josef von seinem inneren Zwiespalt und seiner Entscheidung, Maria trotz der ungewöhnlichen Umstände ihres Kindes zu sich zu nehmen. Der Engel spricht zu ihm im Traum und gibt ihm die Weisung, Maria als seine Frau zu sich zu nehmen, da die Verheißung des Propheten nun in Erfüllung geht. In der gemeinsamen Szene von Maria und Josef wird die Erfüllung der Verheißung verkündet: „Gott ist mit uns.“
Der Chor vertieft diese Botschaft mit dem Lied „In tiefer Nacht trifft uns die Kunde: Der Lauf des Morgensterns beginnt“, einem Text von Huub Oosterhuis. Ein letzter Auftritt des Propheten Jesaja erinnert das Volk daran, auf das „helle Licht“ zu schauen, das ihnen gebracht wird.
Abschließend erklingt das bekannte Weihnachtslied „Es ist ein Ros‘ entsprungen“, in einer neuen und lebendigen Umsetzung, die die Weihnachtsbotschaft in frischem Klang und Farbe präsentiert.
Ein Abend der Besinnung und Freude
Der langanhaltende Applaus für die Darsteller, Sänger und Instrumentalisten Sabrina Schosser (Flöte) und Valentin Holzer (Schlagwerk) zeigte, wie sehr die Zuhörer von der Thematik und der Musik berührt waren. Das Mysterienspiel bot nicht nur eine tiefgehende Reflexion über die biblische Geschichte und die Bedeutung des Stammbaums Jesu, sondern auch eine ergreifende musikalische Darbietung, die die altvertraute Botschaft in einer neuen, kraftvollen Form erstrahlen ließ. Die Zuschauer verließen die Kirche in einem Zustand der Besinnung und Freude und wurden eingeladen, die Bedeutung der Adventszeit und der bevorstehenden Weihnachtstage in einem neuen Licht zu sehen.
Text: Julia Gsödl und Andrea Wirth
Fotos: A.Wirth, L.Kurz, M.Kandler, V.Bauriedl