Pfarrgemeinderat Hengersberg und KEB im Landkreis Deggendorf luden zu einem fesselnden Vortrag mit dem Thema ‚Verrückte Familien in der Bibel‘ ein.
Der Referent Dr. Werner Konrad, Dekan und Pfarrer aus Viechtach referierte vor einem kleinen, aber begeisterten Kreis über Familien und Genealogien im Alten Testament. Das Thema war spannend und unterhaltsam aufbereitet und der promovierte Bibelwissenschaftler brachte seine Zuhörer des Öfteren zum Lachen.
Familien sind im Alten Testament eher Sippen oder Clans. Diese Clans entwickelten sich zu Stämmen, die heute noch bekannt sind. Die zwölf Stämme Israels etwa gehen zurück auf die zwölf Söhne Jakobs. Wie es in Familien so üblich ist, herrscht auch in den Familien der Bibel nicht immer eitel Sonnenschein. ‚Je enger man sich stellt, umso mehr kann man sich hassen’, so die Aussage Dr. Konrads.
Bemerkenswert ist, dass im Stammbaum Jesu des Matthäusevangeliums vier Frauen erwähnt werden. Im alten Orient spielten ja Frauen keine Rolle im öffentlichen Leben. Die erwähnten Frauen waren bemerkenswerterweise auch Heidinnen oder ‚Sünderinnen‘ (Prostituierte). Maria, die Mutter Jesu, war eine unverheiratete junge Frau. Mit List und weiblicher Stärke setzten sie ihre Vorstellungen oder Ziele durch.
Der Referent sieht in den Frauengestalten des Alten Testaments sogar häufig die ‚treibenden Personen‘, die das Heft in die Hand nehmen, während die Männer lügen, betrügen, sich ihren Trieben hingeben.
Pfarrer Konrad deutet die vielfach drastischen Erzählungen von den Vorfahren Jesu folgendermaßen: Unter Jesu Vorfahren sind missbrauchte Frauen, Prostituierte und Heidinnen. Jesus selber ist nicht der angepasste Spießbürger. Er pflegt Umgang mit Dirnen und Sündern. Er lebt selber außerhalb der Norm. Seine Familie, sprich seine Mutter und seine Geschwister sowie sein Ziehvater Josef verstehen ihn oft nicht.
Der Referent betonte am Ende seiner spannenden Ausführungen, dass die Existenz der biblischen Personen nicht historisch verbürgt ist. Eher sieht er in den biblischen Erzählungen die Absicht aufzuzeigen, wie Gottes Geist die Menschen leitet.
Scheinbar ausweglose Ereignisse wandeln sich unter Gottes Führung zum Guten. Man denke nur an die Geschichte von Josef und seinen Brüdern.
Die Bildungsbeauftragte der Pfarrei Hengersberg, Christine Kremheller, bedankte sich unter großem Applaus für einen spannenden und für die Zuhörer verblüffenden, lebensnahen Einblick in ein gar nicht verstaubtes Altes Testament.
Text: Christine Kremheller
Foto: Josef Kremheller